bildungstag 2025 Programm Wien

© pixabay, Gordon Johnson

Wien: Ehre, Rollenbilder und Identität heute

Der Wiener Bildungstag richtet den Blick auf die Entwicklung und den Wandel der Rollenbilder in den letzten 100 Jahren. Dabei werden nicht nur Errungschaften in der Gleichstellung sichtbar, sondern auch aktuelle Herausforderungen: Die Zunahme von Gewalt gegen Frauen ist ein alarmierendes Signal. Gleichzeitig breitet sich im digitalen Raum die sogenannte Manosphäre aus - eine männerzentrierte Subkultur, in der antifeministische und radikalisierende Narrative zunehmend Verbreitung finden.

Der Bildungstag versteht sich nicht nur als Ort der Analyse und Reflexion sondern vor allem als Plattform für Austausch. Bildung spielt eine zentrale Rolle dabei, Rollenbilder zu hinterfragen, Gewaltprävention zu fördernund digitalen Radikaliserungstendenzen wirksam zu begegnen. Durch Wissen, Dialog und kritisches Denken können neue Perspektiven entstehen und damit die Grundlage für eine offene, gerechtere Gesellschaft gelegt werden.

Programmübersicht

 

14:00 Ankommen bei Kaffee und Kuchen & Veranstaltungs- und Ideenbörse
15:45 Begrüßung & Hauptimpuls: Katharina Stornig und Brigitte Temel

ab 17:15: Workshops
Workshop 1: Speeddating mit meinem Lieblingsbuch mit Katharina Köstler (Bibliotekarin)
Workshop 2: Erzählcafe: erzählen und zuhören mit Claudia Fupun
Workshop 3: Rollenbilder im Wandel der Zeit (Buchhandlung Leporello)

18:45 Abendessen und Austausch
19:30 Abendprogramm: Lesung mit Lilly Axster im Rahmen des STUBE Freitags

 

 

Über Katharina Stornig

Katharina Stornig ist ab 1. Juli 2025 Professorin für Geschichte der Neuzeit – Frauen- und Geschlechtergeschichte ab dem späten 18. Jahrhundert an der Universität Wien. Sie studierte Geschichte und Philosophie an den Universitäten Innsbruck und Wien und wurde 2010 am Europäischen Hochschulinstitut (EUI) in Florenz mit einer Arbeit über katholische Ordensfrauen in kolonialen Kontexten promoviert. Vor ihrem Wechsel nach Wien war sie u.a. Juniorprofessorin für Kulturgeschichte sowie Inhaberin einer DFG Heisenberg-Stelle an der Justus-Liebig-Universität Gießen (Habilitation für Neuere und Neueste Geschichte 2022) sowie Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Leibniz Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz. Katharina Stornig forscht und lehrt insbesondere im Bereich der Frauen- und Geschlechtergeschichte, mit Schwerpunkt auf Themen wie Kolonialismus, Missionsbewegung, Wohltätigkeit sowie Arbeits- und Bildungsmobilität. In ihrem aktuellen Forschungsvorhaben untersucht sie die Geschichte von Au-pair-Mobilität im 20. Jahrhundert. Zu ihren Publikationen zählen u.a. Spenden, Retten, Helfen. Das ‚ferne Kind‘ und die Transnationalisierung der Wohltätigkeit, 1830–1930, Göttingen 2024 und Sisters Crossing Boundaries. German Missionary Nuns in Colonial Togo and New Guinea, 1897–1960, Göttingen 2013.

Zum Impuls

Mein Impulsvortrag behandelt Geschlechterverhältnisse und Rollenbilder und fragt nach Kontinuitäten und Wandel in historischer Perspektive. Ausgehend von der Situation in der Frühphase der Zweiten Republik werde ich durch historische Rück- und Vorblenden zentrale Entwicklungen in wichtigen gesellschaftlichen Bereichen (z.B. Arbeit, Ehe/Familie, Bildung/Ausbildung, Recht und institutionalisierte Politik) aufzeigen.  Dabei werde ich sowohl neue Selbstverständlichkeiten als auch Versprechen von Gleichberechtigung, wie sie beispielsweise in Art. 2 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) international zum Ausdruck kamen, historisch einordnen als auch das – vielfach konfliktreiche und zähe – Ringen um rechtliche Gleichstellung und gesellschaftliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Österreich und ggf. auch darüber hinaus darlegen. Auf diese Weise sollen die oft widersprüchlichen historischen Entwicklungen zwischen Gleichberechtigung und Ungleichbehandlung bzw. Ungleichheit sichtbar werden.

 

Über Brigitte Temel

Brigitte Temel ist wissenschaftliche Mitarbeiter:in am Institut für Konfliktforschung in Wien und arbeitet unter anderem zu geschlechtsspezifischer Gewalt und Antifeminismus.

Zum Impuls

Während durch gleichstellungspolitische Bemühungen und feministische Kämpfe wichtige Errungenschaften in Österreich erreicht wurden, sind diese historisch stets von antifeministischen Gegenkräften begleitet wurden, welche eben diese wieder aufzuheben sucht. Fragen von Geschlechterbildern und Geschlechterverhältnissen beschäftigen, polarisieren und verunsichern: Was ist heutzutage unter Männlichkeit und Weiblichkeit zu begreifen? Was zeichnet einen „echten“ Mann, eine „echte“ Frau aus? Diese Fragen beschäftigen junge Menschen in besonderem Maße. Heutzutage gibt es scheinbar eine große Auswahl an Geschlechterbildern, aus denen junge Menschen wählen können – doch diese sind komplex und mitunter widersprüchlich in real vorhandene gesellschaftliche Machtverhältnisse, Erwartungen von Peers, Familie oder Schule, medial und popkulturell vermittelte Bilder und neoliberale Selbstoptimierungsdiskurse eingebettet. Dieses „Überangebot“ von Identifikationsmöglichkeiten bzw. diese komplexen und widersprüchlichen Männlichkeits- und Weiblichkeitsanforderungen sind für immer mehr Jugendliche überfordernd – und stellt ein ernstzunehmendes Einfallstor für misogyne, antifeministische und andere extremistischen Ideologien dar, welche leichte Lösungen auf herausfordernde Problemlagen versprechen. Für die Verbreitung dieser Ideologien spielen insbesondere das Netz und Soziale Medien eine große Rolle. Anhand von kontemporären Phänomenen wie Pick Up Artists, Incels, Männlichkeitscoaches oder Tradwives  wird dargelegt, wie für antifeministische Narrative empfängliche junge Menschen adressiert und radikalisiert werden.

© Claudia Fupun

Über Claudia Fupun

Claudia Fupun arbeitet seit vielen Jahren als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, ab 2017 vermehrt im Bereich Mobiles Palliativteam und Mobiles Hospiz. Ab 2022 rege Vortrags- und Lehrtätigkeit für das Wiener Gesundheitspersonal zum Thema Pallitive Care. Seit 2024 ist sie Teamleiterin für Pflege und Sozialarbeit der Caritas Wien. Sie hat die Formate "Erzählcafe" und "Death Dinner" als entwickelte Projektidee von iCare etabliert und durchgeführt. Claudia Fupun verfügt über einen akademischen Abschluss als Politikwissenschaftlerin.

Erzählcafe

Wir wollen einander erzählen und zuhören – bei selbst erlebten Geschichten oder dem, was wir von Eltern und Großeltern übermittelt bekamen. Welche Rollenbilder existierten und existieren in unserem Umfeld? Wie haben sich diese verändert?  Was wurde erzählt, und worüber wurde nicht gesprochen? Was war zu erspüren? Das Gespräch wird moderiert, jede Person darf erzählen oder einfach nur zuhören.

cu/cu

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