Menschenrechte

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Menschenwürde und Demokratie in Familie, Beruf und Gesellschaft.

Schätze aus den slowakisch-österreichischen Begegnungstagen

Die Zeit bei den österreichisch-slowakischen Begegnungstagen war voller Austausch, Erfahrungen und Gespräche über Menschenwürde, Menschenrechte, Andersdenkende etc. sowie voll von schönen Begegnungen und Erlebnissen. DIese Schätze sollen nicht in einer Schatzkiste verschwinden, sondern weitergedacht, weiterbesprochen, weitererzählt werden, um so zum Dünger für eine gute Zukunft zu werden.

Ivan Šimko, ehem. Minister, Mitbegründer der Christlichdemokratischen Partei (2. v. re.), im Gespräch mit Teilnehmenden aus der Erzdiözese Wien.

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Ivan Šimko, ehem. Minister, Mitbegründer der Christlichdemokratischen Partei (2. v. re.), im Gespräch mit Teilnehmenden aus der Erzdiözese Wien.

Über Würde, Rechte und Andersdenkende

Mit Menschenwürde und Demokratie in Familie, Beruf und Gesellschaft befassten sich die 32. slowakisch-österreichischen Begegnungstage in Čičmany nahe Zilina, Slowakei

„Die Botschaft der christlichen Demokratie ist die Würde des Menschen. Wir haben das in den letzten 30 Jahren betont … Würde ist nicht Sache des Gefühls, sondern des Verstandes. Würde hängt mit dem zusammen, was wir als Ehre bezeichnen. Der Mensch soll sich selbst wahrnehmen. Wenn wir unsere Ehre vermissen, sind wir unzufrieden“, sagte Ivan Simko, der ehemalige Minister und Mitbegründer der Christdemokratischen Partei in der Slowakei, nun Kurzzeitminister in der Expertenregierung, bei den 32. Slowakisch-Österreichischen Seminar- und Begegnungstagen zum Thema Menschenwürde und Demokratie in Familie, Beruf und Gesellschaft vom 19.-23. Juli 2023 im Bildungshaus Bystrik im malerischen Čičmany, zu denen die Katholische Aktion und das Katholische Bildungswerk der Erzdiözese Wien und das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich gemeinsam mit dem Institut Sväteho Frantiska Salezskeho pre vychovu a vzdelávanie in der Slowakei eingeladen hatten.

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Menschenwürde und Demokratie „von eminenter Bedeutung“
Ein Bericht vom Abend des 6.6.2023

Mit persönlichen Erfahrungen Familie, Beruf und Gesellschaft stärken

Das Thema Menschenwürde und Demokratie in Familie, Beruf und Gesellschaft stärken habe mit der Adresse Währingerstrasse 2-4 nicht nur einen Zusammenhang, sondern sei auch „für die Geschichte des österreichischen Parlamentarismus von eminenter Bedeutung“, sagte der Geschäftsführer des Otto Mauer Zentrums Gottfried Cech in seiner Begrüßung am 6. Juni 2023, wozu Katholische Aktion Wien, das Katholische Bildungswerk Wien und der KAV-Forum Zeit und Glaube eingeladen hatten. zum vollständigen Bericht

 

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Menschenwürde und Demokratie in Familie, Beruf und Gesellschaft

Die allgemeine Erklärung der Menschenrechte wird heuer 75 Jahre alt. Der Artikel 1 dieser Resolution der Vereinten Nationen beginnt mit den Worten: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren." (UN-Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, 10. Dezember 1968)

Als Begriff sind Menschenrechte und Menschenwürde weit bekannt. Doch was steckt dahinter? Kennen Sie den vollständigen Text? Werden diese beiden Werte in meinem Umfeld gelebt? Woran lässt sich das erkennen?

Und wie sieht es bei mir selbst damit aus? Wie leicht oder schwer lassen sie sich in Bezug auf mich selbst, als Mitglied einer Familie, einer Gemeinde, einer Firma, eines Staates leben? Kann ich sie einfordern oder einklagen?

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Menschenwürde und Demokratie „von eminenter Bedeutung“
Ein Bericht vom Abend des 6.6.2023

Mit persönlichen Erfahrungen Familie, Beruf und Gesellschaft stärken

Das Thema Menschenwürde und Demokratie in Familie, Beruf und Gesellschaft stärken habe mit der Adresse Währingerstrasse 2-4 nicht nur einen Zusammenhang, sondern sei auch „für die Geschichte des österreichischen Parlamentarismus von eminenter Bedeutung“, sagte der Geschäftsführer des Otto Mauer Zentrums Gottfried Cech in seiner Begrüßung am 6. Juni 2023, wozu Katholische Aktion Wien, das Katholische Bildungswerk Wien und der KAV-Forum Zeit und Glaube eingeladen hatten.

Würde geht über den Menschen hinaus

Im Maria Theresien Hof, in dem der vor 50 Jahren verstorbene Otto Mauer 1962 Räumlichkeiten für die Begegnung zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft anmietete, versammelten sich einst die Vertreter der Kronländer, die Landtagsabgeordneten der k. u. k. Monarchie für ihre Tagungen. „Das 1861 erbaute provisorische Abgeordnetenhaus wurde vom Volksmund despektierlich als „Bretter-Bude“ oder „Schmerling-Theater“ (nach dem Reichsminister Anton von Schmerling) genannt um vermutlich eine gewisse Geringschätzung gegenüber den Bemühungen um eine parlamentarische Regierungsform zum Ausdruck zu bringen“, erläuterte Cech.

Wenn zu Menschenwürde und nicht Menschenrechte und Demokratie eingeladen wurde, so weil die Achtung der Würde jedem Menschen zustehe, über ihn hinausgehe und auch eine Aura einschliesse, während Menschenrechte etwas Defensives beinhalte, sagte der Politikwissenschaftler Franz J. Vock.

Selbstachtung und Solidarität sind „eine Herausforderung, die sich im Alltag stellt“, Menschenrechte seit dem 18. Jahrhundert „Erkenntnisse aus sozialem Unrecht“, sagte die Sozialarbeiterin Christine Petioky. Als Mediatorin habe sie „oft erlebt, dass Menschen, wenn sie offen und selbstverantwortlich über ihre Bedürfnisse und Anliegen sprechen können, und dabei von der anderen Konfliktpartei verstanden werden, destruktive Verhaltensweisen aufgeben und beginnen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen“, so Petioky. Durch die UN-Behindertenkonvention habe sich mit dem Recht auf Privatsphäre und Mitbestimmung gesellschaftlich einiges verbessert, so die Kulturwissenschaftlerin, die plädierte, Behinderung solle auch als Ausdruck gesellschaftlicher Vielfalt wahrgenommen werden.

Ohne den gestrigen Abend …

„Erfahrungen in der eigenen Familie bilden für die meisten Menschen die Grundlage und den Ausgangspunkt für ein Bewusstsein der eigenen Würde und das Kennenlernen von Rechten und Pflichten“, sagte die Mutter und Großmutter Beatrix Schultes. Durch Selbstreflexion, KFV, Carl Rogers und den Autor Thomas Gordon habe sie gelernt, „wie Eltern ihren Kindern Respekt und Wertschätzung zeigen können“, indem sie sie z.  B. spüren lassen: „Ich traue dir zu, dass du deine Probleme lösen kannst“, womit sie auch zu einem demokratischen Umgang in ihrer Familie gelangte, so Schultes.

Entsprechend den vier Grundregeln für friedliches Zusammenleben Respekt, Toleranz, Wohlwollen und Wertschätzung müsse Arbeit die Lebenserhaltung aber auch eine gewerkschaftliche Gründung oder Vertretung ermöglichen, sagte der stv. Direktor des Katholischen Bildungswerks Wien Manfred Zeller. Ebenso fordern uns gleicher Lohn für gleiche Arbeit, die Problematik künstlerischer Freiheit oder „Hass im Netz“, Fake News zu menschenwürdigen Stellungnahmen heraus, so Zeller.

Über Jahrhunderte wurden menschenwürdige Verbesserungen entwickelt, skizzierte der Politikwissenschaftler Franz J. Vock und erläuterte mit eigener Erfahrung, wie er z. B. zur Gründung einer Berufsgemeinschaft beigetragen haben. Das grosse Interesse an Menschenwürde und Demokratie in der Kirche konnte infolge von Zeitmangel nicht mehr behandelt werden.  Die eigenen biografischen Erfahrungen mehrerer Besucher:innen rundeten den Abend ab. So erzählte beispielsweise ein Mann, er sei mit 33 Jahren das erste Mal von seinem Vater gelobt worden.

Eine Teilnehmerin schrieb anschliessend: „Der Abend gestern hat mir gezeigt, dass es wertvoll ist, sich in einer kleineren Runde über diese wichtigen Themen auszutauschen. … In der Mann-Filiale, wo ich öfter einen Kaffee trinke, saß heute in meiner Nähe ein älteres Ehepaar, und ich hörte, wie der Mann seine Frau immer wieder grantig und unfreundlich ansprach wegen eines Weckerls, dass sie nicht gut essen konnte. Ich bin dann 2 Sitze weiter gerückt, habe der Dame geraten, um ein Messer zu bitten und erzählte ihr, dass ich auch meist Probleme habe, diese Dinge zu essen. Danach sagte ich beiläufig, ich würde mich freuen, wenn in meiner Nähe Gespräche in einem netten, freundlichen Ton geführt würden. Der Mann hat daraufhin zumindest nicht grantig, sondern ruhig und ´neutral´ mit seiner Frau gesprochen“. Sie resümierte: „Ohne den gestrigen Abend und meine Vorfeld Überlegungen hätte ich wahrscheinlich entweder nichts gesagt, oder nicht den richtigen Ton getroffen“.

19. bis 23. Juli – 32. Slowakisch-Österreichischen Seminar- und Begegnungstage

Menschenwürde und Demokratie in Familie, Beruf und Gesellschaft wird auch das Thema der 32. Slowakisch-Österreichischen Seminar- und Begegnungstage vom 19. bis 23. Juli 2023 im malerischen Cicmany – nahe der Stadt Zilina in der Slowakei – sein und für seine berühmten, weiss verzierten seit 1977 im Volksarchitekturreservat unter Denkmalschutz stehenden Holzhäuser bekannt ist. Zu diesen Slowakisch-Österreichischen-Begegnungstagen laden von österreichischer Seite die Katholische Aktion Wien, dass Katholische Bildungswerk Wien und das Forum Katholischer Erwachsenenbildung in Österreich, von slowakischer Seite das Institut Svätého Frantiska Salezského pre výchovu a vzdelávanie ein.

Diese jährlichen Slowakisch österreichischen Begegnungstage entwickelten sich infolge der Samtenen Revolution nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989, als Repräsentanten von österreichischer wie slowakischer Seite das Gespräch und den Erfahrungsaustausch über die Grenzen hinweg suchten. Der Abend in den Räumlichkeiten des Katholischen Akademikerverbandes Wien – Forum Zeit und Glaube im Otto Mauer Zentrum am 6. Juni offenbarte damit auch, viel kann von Österreichischer Seite zu diesen gemeinsamen Seminar- und Begegnungstagen beigesteuert werden.

Franz Vock

mz/mz

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